Ernährung / Feeding
Als ich 1987 meine erste Katze kaufte, wurde mir gleich der Hinweis mit auf den Weg gegeben, dass eine Ernährung der Katze mit hochwertigem Trockenfutter das Optimum sei. Damit auch die Allerkleinsten schon in den Genuss dieses hochwertigen Produkts kommen konnten, wurde das Trockenfutter für sie eingeweicht und zu Brei verarbeitet, weil es ja “so viel besser sei“ als Nassfutter oder gewolftes Fleisch. Fleisch war geradezu verpönt, da es “gefährliche Erreger“ enthalte und unsere Katzen krank machen würde.
Wirklich überzeugend fand ich diese Darstellung schon damals nicht, weil mir nicht einleuchtete, weshalb die Ernährung mit einem Produkt, das keinesfalls auf dem natürlichen Speiseplan der Katze steht, besser sein soll als eine natürliche Ernährung.
Bedenkt man allerdings, dass in den 50er und 60er Jahren auch menschlichen Müttern erklärt wurde, künstliche Babymilch sei für ihr Kind gesünder als Muttermilch, wird schnell klar, dass Hintergrund dieser “Informationen“ die rücksichtslose Vermarktungsstrategie diverser Hersteller ist.
Im Interesse unserer Tiere ist es wichtig, dass wir nicht alles glauben, was erzählt wird. Vielmehr ist es geboten, dass wir uns mit Herkunft und Lebensgewohnheit unserer Haustiere beschäftigen, um die Frage nach dem besten Futter unter Beachtung der natürlichen Lebensweise beantworten zu können.
Die Vorfahren unserer Hauskatzen haben sich überwiegend von Kleintieren ernährt (Mäuse, Vögel u.s.w) und –da sie häufig in wasserarmen Gegenden lebten- ihren Flüssigkeitsbedarf über ihre Beutetiere abgedeckt. Diese über lange Zeiträume entwickelte Anpassung an die Umwelt, mit wenig oder ohne Aufnahme von Trinkwasser auszukommen, ist bei unseren Hauskatzen nicht verloren gegangen. Katzen trinken sehr wenig, manche Exemplare eher sogar gar nicht.
Bei einer reinen oder überwiegenden Trockenfutterfütterung leiden viele Katzen daher ständig unter Flüssigkeitsmangel, was langfristig u.a. zu Nierenproblemen, Infekten der ableitenden Harnwege und zur Bildung von Struvitsteinen führt.
Auch die immer wieder zu hörende Behauptung, Trockenfutter verhindere die Zahnsteinbildung und reinige die Zähne, ist unrichtig.
Trockenfutter wird in der Regel einfach verschluckt, große Stücke vielleicht zerbissen. Aber eine zahnreinigende Wirkung entfaltet es hierbei nicht.
Hier macht es viel mehr Sinn, ein Stück Rindersuppenfleisch mit Sehnen in Stücke zu schneiden und anzubieten, denn die Sehnen legen sich um die Zähne und können eine reinigende Wirkung entfalten.
Bedauerlicherweise verordnen sogar die meisten Tierärzte bei Nierenproblemen die Gabe spezieller Trockenfuttermarken. Ich empfehle, das Trockenfutter zurückzuweisen und nach passenden Nassfuttersorten zu fragen.
Meine Katzen werden mit Frischfleisch (überwiegend überbrüht oder kurz gekocht) und Dosenfutter ernährt (im Verhältnis 1 : 2). Trockenfutter (ausschließlich in der getreidefreien Variante) wird nur als Leckerli angeboten und natürlich dann auch begeistert gefressen. Normalerweise lasse ich das Futter bis zu 4 Stunden stehen, da Katzen gerne immer wieder kleine Portionen fressen. Lediglich an Sommertagen entferne ich die Nassfutterreste sofort nach der Fütterung (wegen der Fliegen) und stelle ein kleines Schälchen mit Trockenfutter bereit.
Roswitha Engels, Im Haselwinkel 25, 12589 Berlin, Tel. 0049/160/96842671